Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Schüleretat Kinder an die Macht BERNHARD HÄNEL

Die Schule der Nation ist die Schule“, sagte
Bundeskanzler Willy Brandt 1969 in seiner Regierungserklärung. Er
wollte „mehr Demokratie wagen“. In den Schulen ist bis heute davon
wenig angekommen. Dort gilt der eherne Satz, dass Lehrjahre keine
Herrenjahre seien. Demokratie aber lernt man so nicht, denn
Demokratie erfordert echte Mitbestimmungsrechte. Durch echte
Mitverantwortung für politische Entscheidungen lässt sich Demokratie
am besten einüben. Im brasilianischen Recife wird das praktiziert.
Mit Erfolg. Dort entscheiden Schüler über die Verwendung eines
wesentlichen Anteils des Schuletats. Sie handeln dabei solidarisch
statt egoistisch. Dort wird sozialer Ausgleich gelebt, weil die
Reichen akzeptieren, dass mehr Geld in die Elendsviertel fließt.
Jetzt will Rietberg von Recife lernen. Gut so. Wenn der Versuch
erfolgreich verlaufen soll, müssen die Bedingungen klar sein. Die
Entscheidungen der Schüler über die Verwendung ihres Etats müssen vom
Rat akzeptiert werden. Was junge Menschen nach eingehender Beratung
entscheiden, hat so viel Hand und Fuß wie Ratsbeschlüsse. Kinder an
die Macht!

Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de