Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Wirtschaftswachstum Vorsicht angebracht WOLFGANG MULKE, BERLIN

Der Wirtschaft geht es glänzend. Dieses Bild
vermitteln die jüngsten Wachstumszahlen aus Deutschland und
Frankreich. Die beiden größten Volkswirtschaften ziehen sogar den
Rest der Eurozone aus dem Sumpf, zumindest statistisch. Trotzdem ist
aus vielen Gründen Nüchternheit angezeigt. Denn die Aussichten sind
auf längere Sicht gar nicht so rosig. Im Inland ist es vor allem der
Konsum, der zum Aufschwung beiträgt. Diese Entwicklung geht auf
gestiegene Löhne zurück, vermutlich auch auf die niedrigen Zinsen,
die eher zum Geldausgeben denn zum Sparen animieren. So weit sind die
Nachrichten gut. Doch investiert wird vergleichsweise wenig. Weder
die öffentliche Hand noch die Industrie stecken Geld in die Zukunft.
Das rächt sich irgendwann. Auch in Europa ist die Krise noch längst
nicht ausgestanden. Die Wirtschaft schrumpft in einigen Ländern nach
wie vor. Von einem stabilen Wachstumskurs ist der Kontinent noch weit
entfernt. Schließlich ist auch die Weltwirtschaft insgesamt
angeschlagen. Die aufstrebenden Schwellenländer wie China haben große
Probleme, ihre Wachstumsziele zu erreichen. Die USA pumpen ihre
Wirtschaft mit frisch gedrucktem Geld auf. Gesund ist das alles
nicht, und es wäre ein Wunder, wenn die vielen Ungleichgewichte
folgenlos blieben.

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