Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar zu IWF-Chef in Haft
Machtvakuum
CARSTEN HEIL

Auch das noch. Als wenn der Internationale
Währungfonds nicht schon genug Probleme hätte, muss sich dessen Chef
jetzt des Vorwurfs erwehren, er habe ein Zimmermädchen sexuell
zumindest genötigt, wenn nicht sogar versucht zu vergewaltigen.
Unabhängig davon, was an dem Verdacht dran ist – dem natürlich
nachgegangen werden muss – , schadet das Verfahren auch dem
Währungsfonds. Und das in einer höchst sensiblen Zeit. Denn Dominique
Strauss-Kahn war auf dem Weg zu schwierigen Beratungen in Europa, bei
denen es darum geht, die griechische Finanzkrise zu meistern. Kurz
vor dem Abflug nach Paris wurde er festgenommen. Die Verhandlungen um
Hilfe für Griechenland, an der sich der Währungsfonds zu einem
Drittel beteiligt, werden nun noch schwieriger. Ein Entscheider ist
lahm gelegt. Da auch der Vizepräsident des IWF in Kürze offiziell
ausscheidet und ein Nachfolger nicht benannt ist, kann an der Spitze
der Weltfinanzbehörde ein gefährliches Machtvakuum entstehen. Denn
selbst, wenn Strauss-Kahn kein Fehlverhalten nachgewiesen werden
sollte, bleibt ein Makel zurück.

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