Nichtskönner, Faulenzer, Dummschwätzer – wer
Politiker wird, muss sich einiges anhören vom Wähler, der gemeinhin
alles besser weiß. Griechenlands Premier Giorgus Papandreou sah sich
zuletzt ganz anderen Vorwürfen ausgesetzt. Als Marionette in den
Händen von Angela Merkel und Nikolas Sarkozy sahen ihn viele, als
Landesverräter musste er sich von der heimischen Presse und
Opposition bezeichnen lassen. Den stolzen Griechen Papandreou, der
bislang sein Volk nach außen so aufrecht gegen alle Klischees
verteidigt hatte, konnte das nicht kalt lassen. Ohne Rückhalt lässt
sich nirgends regieren – nicht einmal in Griechenland.
Rücktrittsdrohung, Referendum, Rolle rückwärts – Papandreou scheint
alle Möglichkeiten ausgeschöpft zu haben, um das Ruder wieder in die
Hand zu bekommen. Sollte der Premier die geplante Volksabstimmung
über das Euro-Rettungspaket nur angekündigt haben, um die Opposition
in eine „Regierung der nationalen Rettung“ zu zwingen, war das ein
mehr als riskantes Spiel. 60 Prozent der Griechen sind gegen den in
Brüssel ausgehandelten Schuldenerlass und das damit verbundene
Sparpaket. Mit welchen Argumenten, die doch schon alle vorgetragen
wurden, hätte er das Blatt noch wenden sollen? Aber die
Einheitsregierung kommt. Alles gewagt, alles gewonnen für Papandreou
– möchte man meinen. Doch das griechische Drama ist noch nicht zu
Ende. Die Übergangsregierung soll aus Experten bestehen, nicht aus
Politikern. Das alleine ist schon ein politischer Staatsbankrott,
wenn sich die bisherige Führung als Dilettanten beiseite schieben
lässt. Sollte auch die Regierung der nationalen Rettung versagen,
bleibt den enttäuschten Griechen, die gerne abgestimmt hätten, keine
politische Heimat und keine legitimierte Teilhabe mehr. Nicht nur
Griechenlands Euro-Mitgliedschaft, auch die Demokratie steht auf dem
Spiel.
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