Neue Westfälische (Bielefeld): Landesparteitag der nordrhein-westfälischen Grünen Neue Toleranz FLORIAN PFITZNER, ZURZEIT SIEGBURG

In der Politik ist es nicht immer einfach, neben
der eigenen Meinung eine andere gelten zu lassen. Von links bis
rechts hat sich aus einem Menschenbild ein Weltbild manifestiert,
hervorgerufen durch individuelle Integrationsprozesse in Familie und
Freundeskreis, Schule und Beruf. Deshalb ist es in Zeiten
konsensualen Gejohles auf Parteitagen auch einmal zu würdigen, wenn
jemand seine Haltung kritisch hinterfragt. Sie seien erstens „nicht
die besseren Menschen“ und sollten zweitens „Politik nicht mit Moral
verwechseln“ – es war ein zentraler Satz auf dem Treffen der Grünen
in NRW und Ausdruck eines Lernprozesses seit dem schwachen Ergebnis
bei der Bundestagswahl. Der Appell zeigt auch, dass der Titel der
„Verbotspartei“ nicht allein auf Missverständnisse rund um den
„Veggie Day“ und Kampagnen politischer Rivalen zurückzuführen ist.
Manche Grüne treibt in der Tat der anmaßende Gedanke um, andere
Menschen erziehen zu wollen. Ob sich die Ankündigung direkt auf das
Handeln in den Kreisverbänden niederschlägt, ist fraglich. So schnell
ändert man dann doch nicht seine Ideale. Immerhin aber wissen jetzt
alle: Um politische Ziele zu erreichen, braucht es eine neue
Toleranz.

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