Neue Westfälische (Bielefeld): Milleniumsgipfel zur Armutsbekämpfung
Lippenbekenntnisse

Vielen Kritikern waren die sogenannten
Milleniumsziele zu schwammig, nachdem sie von 189 Staats- und
Regierungschefs abgenickt worden waren. Zehn Jahre später muss sich
die Weltgemeinschaft eingestehen, dass der Kampf gegen Armut und
Elend bislang gescheitert ist – vielleicht auch an der
Halbherzigkeit. Die Ziele gerieten jedenfalls schnell wieder aus dem
Fokus. Und dann kam die weltweite Wirtschaftskrise, der jetzt alle
die Schuld daran geben, dass die Kluft zwischen dem reichen Norden
und dem armen Süden so groß ist wie immer. Dass die für die
betroffenen Länder dramatische Umstrukturierung der deutschen
Entwicklungshilfe schon viel früher beschlossen wurde, wird dabei
gerne vergessen. Nachdem die Grenzen um Europa dicht gemacht wurden,
erreicht uns das Leid der Menschen nicht mehr persönlich. Wir sehen
die Bilder im Fernsehen und in Zeitungen: Ein kleiner Junge in Kenia,
der sterben muss, weil er nicht die Medikamente bekommt, die sein
Leben retten könnten; eine pakistanische Familie, die erst vor dem
Krieg und dann vor den Fluten flüchten musste; Kindersoldaten in
Somalia, die das Lachen verlernt haben. Ihr Krieg ist eine
Katastrophe, für die aber nicht die Natur, sondern Menschen
verantwortlich sind. Und solange die Industrienationen erst mit
Rüstungsexporten und dann am Wiederaufbau der zerstörten Länder
Milliarden verdienen, werden wir diese Bilder noch lange ertragen
müssen. Die bescheidene Zwischenbilanz der Milleniumsziele zeigt,
dass sich eine bessere Welt nicht am Reißbrett planen lässt – zumal
die handelnden Personen in Theorie und Praxis aus unterschiedlichen
Gruppen kommen und unterschiedliche Interessen vertreten.
Fortschritte der Armutsbekämpfung in Asien, China und Indien zeigen,
dass es vielen gar nicht um die Ärmsten geht. Lieber hilft man dort,
wo es später was zu holen gibt.

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