Was sich die Vertriebenenpräsidentin Erika
Steinbach bisher an sogenannten missverständlichen Äußerungen
hinsichtlich des deutsch-polnischen Verhältnisses geleistet hat,
wurde von CDU-Parteifreunden stets relativiert. Im Grunde habe
Steinbach mäßigend gewirkt und die radikalen Kräfte herausgehalten.
Mag diese Argumentation einst richtig gewesen sein – sie zieht nicht
mehr. Denn Steinbach beschwichtigt nicht mehr. Sie zündelt. Besserung
ist nicht in Sicht. Erst macht Steinbach mit umstrittenen Äußerungen
über die polnische Mobilmachung vor dem Zweiten Weltkrieg Furore.
Dann bezeichnet sie den 88-jährigen Auschwitz-Häftling und polnischen
Ex-Außenminister Wladyslaw Bartoszewski als „schlechten Charakter“.
Sie muss ihn nicht mögen. Aber von der Vertriebenenpräsidentin darf
man so viel Lebensweisheit erwarten, dass sie ihre Gefühle nicht vor
laufenden Kameras in alle Welt hinausposaunt. Den Vertriebenen
erweist sie einen Bärendienst. Wer glaubt noch daran, dass die in
Berlin geplante Dauerausstellung zum Schicksal der Vertriebenen
tatsächlich der Aussöhnung der europäischen Völker dienen wird? Und
sieht so der konservative Diskurs aus, nach dem sich einige in der
CDU angeblich so innig sehnen? Wenn konservativ sein bedeutet, die
Kriegsschuldfrage wieder aufzuwerfen und Auschwitz-Überlebende zu
beleidigen, kann man nur inständig hoffen, dass die CDU niemals eine
richtig konservative Partei wird.
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