Das erste Auto, mit dem meine Eltern mich durch
die Gegend kutschierten, war ein Kadett. Himmelblau – ein Hingucker.
Ein signalroter Ascona folgte. Danach ein weiterer. Jeder von ihnen
zuverlässig. Stolz war mein Vater auf seine Autos – und ich als
Steppke auch. Damals war Opel-Fahren ein Lebensgefühl. Heute scheint
der Blitz manchem Fahrer beinahe peinlich zu sein. Die Opel-Mutter
General Motors hat eine Menge zu diesem Absturz beigetragen. Viel zu
lange schon dauert die Hängepartie um den traditionsreichen
Autobauer. Das ewige Hickhack um Verkauf und Doch-nicht-Verkauf, der
häufige Wechsel an der Vorstandsspitze, das Einengen von Opel auf den
europäischen Markt und die daraus resultierenden Absatzeinbrüche
haben die Marke nachhaltig beschädigt. Und noch ist nicht raus, ob
dieser Schaden sich wieder beheben lassen wird. Schaden genommen hat
ganz nebenbei auch die Belegschaft. Kein Wunder, dass die Opelaner
entnervt sind angesichts der Dauer-Drohkulisse und des immer neuen
Vorwurfs, Opel in Europa sei teuer und ineffizient. Für die Opelaner
ist es nur ein schwacher Trost, dass es anderen nicht besser geht.
Auch Ford baut in Europa gerade 6.200 Stellen ab.
Unternehmensberatungen gehen davon aus, dass europaweit derzeit 15
Autowerke auf der Kippe stehen. Dass das Aus für den Autobau in
Bochum so viel Widerhall findet, liegt natürlich auch an der
Geschichte des Werks. Entstanden ist es Anfang der 60er Jahre auf dem
Gelände der ehemaligen Zeche Dammbaum. Das Opel-Werk war Symbol des
gelungenen Strukturwandels im Ruhrgebiet, viele frühere Bergarbeiter
fanden neue Arbeit beim Autohersteller. Das wird die große
Herausforderung für das gebeutelte Bochum. Hier müsste ein
„Strukturwandel 2.0“ greifen. Fragt sich nur, was an die Stelle der
Autos rücken soll.
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