Neue Westfälische (Bielefeld): Psychisch Kranke müssen auf Termine warten Trauerspiel HUBERTUS GÄRTN

Die Seele nimmt in der Moderne offenbar immer
häufiger Schaden. Menschen sehen sich steigenden Belastungen und
Anforderungen ausgesetzt. Am Arbeitsplatz, in der Freizeit und auch
in ihren privaten Beziehungen. Viele halten den Druck nicht mehr aus.
Sie fühlen sich ausgebrannt, erschöpft und völlig am Ende. Zahlreiche
Untersuchungen der jüngsten Zeit belegen, dass die Zahl der psychisch
Kranken bei uns ständig steigt. Sie geht mittlerweile in die
Millionen. Doch die ambulante Versorgung dieser Menschen ist völlig
unzureichend. Es gibt zu wenig Psychotherapeuten und es gibt zu wenig
Ärzte, die eine psychotherapeutische Basisversorgung sicherstellen.
Das ist ein Trauerspiel. Denn Menschen mit einer seelischen
Erkrankung, wie beispielsweise einer Depression, empfinden oft
enormen Leidensdruck, der kaum kleiner ist, als bei körperlichen
Gebrechen. Wenn diese Klientel dann ein Jahr und länger auf einen
Termin beim Therapeuten warten muss, so ist das nicht nur unwürdig,
sondern es verschlimmert zwangsläufig die Situation. Psychische
Krankheiten können chronisch werden, zur Erwerbsunfähigkeit und in
Extremfällen sogar zum Suizid führen. Die Gesellschaft ist deshalb
aufgerufen, den Betroffenen zu helfen und für sie ein besseres
Angebot zu schaffen. Das wäre auch eine lohnende Investition: Nach
einer Untersuchung bringt jeder Euro, der in die ambulante
Psychotherapie investiert wird, langfristig vier Euro
Kostenersparnis.

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