Neue Westfälische (Bielefeld): Reisefreiheit Cuba libre DIRK HAUTKAPP, WASHINGTON

Wenn sich auf Kuba Bedeutsames tut, schaut
TV-Amerika auf „Versailles“. Das gleichnamige Café in Miami ist der
Marktplatz von Little Havanna, die Hochburg der konservativen
Exil-insulaner und Fidel-Castro-Hasser. Gestern flossen dort Tränen.
Die ab Januar geltende Reisefreiheit für elf Millionen Kubaner ist
nach 50 Jahren Quarantäne ein historischer Grund zur Freude. Raúl
Castro, seit Fidel siecht, der starke Mann, beugt sich einer
Wahrheit, die schon Erich Honecker lernen musste: Ein Volk lässt sich
nicht ewig einsperren. Mit der Abschaffung der verhassten „carta
blanca“, der weißen Karte, die bei mickrigen Monatslöhnen von 20
Dollar für unerschwingliche 150 Dollar gekauft werden musste, um das
Land für kurze Zeit verlassen zu können, geht die Führung ein schwer
kalkulierbares Risiko ein. Kommt die Wir-wollen-raus-Welle einmal
richtig ins Rollen, ist ein Exodus nicht auszuschließen. Die USA
werden dabei diskret mithelfen. Allein in Floridas Metropole Miami
leben über eine Million Exilkubaner. Gerade die blendend ausgebildete
jüngere Generation, die keine Aussichten auf ein Mindestmaß an
Auskommen und Wohlstand auf dem Eiland hat, wird versucht sein, nicht
vorübergehend das Glück in der Fremde zu suchen – sondern für immer.

Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de