Neue Westfälische (Bielefeld): Spekulation um zu Guttenberg
Bürgerliche Hoffnung
THOMAS

Der Politiker, der derzeit die Phantasien am
meisten anregt, ist Verteidigungsminister zu Guttenberg. Dafür gibt
es gute Gründe: Zu Guttenberg spricht Klartext. Das kann man vor
Soldaten in Afghanistan ebenso beobachten wie vor nicht-militärischem
Publikum wie bei seinem Auftritt Mitte Juli vor der KATAG in
Bielefeld. Zu Guttenberg handelt. So hat er die de-facto-Abschaffung
der Wehrpflicht nicht nur gegen die Kanzlerin, sondern auch gegen
CSU-Chef Seehofer durchgesetzt. Er ist bislang der einzige
Bundesminister, der seine Vorhaben erfolgreich angegangen ist. Zu
Guttenberg ist konservativ. Seine wirtschaftsliberale Haltung in der
Opel- und Quelle-Krise hat ihn zum Star der Wirtschaftselite gemacht.
Zu Guttenberg ist volksnah. Er zeigt sich auf Konzerten von
Rockgruppen wie ACDC und imponiert so auch dem jungen Publikum. Mit
all dem wird zu Guttenber zusehends zur Profilfläche für eine immer
unzufriedenere Wahlbevölkerung, bei der sich großbürgerliche
Zukunftsorientierung und kleinbürgerlicher Politik-Verdruss in der
Hoffnung auf den neuen starken Mann treffen. Kann zu Guttenberg also
Kanzler werden? Vielleicht, wahrscheinlich ist es aber eher nicht.
Gäbe die CDU das Kanzleramt auf, verlöre sie ihre Führungsrolle.
Damit wäre sie – siehe SPD – auch als Volkspartei bedroht. Als Edmund
Stoiber 2002 Kanzlerkandidat wurde, gab es noch starke Länderchefs
der CDU wie Roland Koch, die ihn gegen Merkel durchsetzten. Solche
starken Figuren besitzt die CDU derzeit nicht mehr. Sie hat nur
Angela Merkel. Danach kommt lange nichts. Deshalb kann die CDU einen
CSU-Kanzler nicht zulassen. Zu Guttenbergs Zeit wird kommen. Aber sie
führt eher nicht über eine Wahlniederlage der CDU in
Baden-Württemberg, sondern über das Ministerpräsidentenamt in Bayern.

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