Es gibt Zahlen, die schockieren. Nein, nicht die
wilden Berechnungen des Thilo Sarrazin, sondern statistische Fakten
über Bildungschancen und berufliche Qualifikationsmöglichkeiten von
Jugendlichen. Solche Daten hat das Wissenschaftszentrum Berlin für
Sozialforschung für die Bertelsmann-Stiftung zusammengetragen. Das
Ergebnis ist eine Herausforderung für Politik und Wirtschaft. Man hat
sich schon fast daran gewöhnt, dass ein Hauptschulabschluss nur noch
selten ausreicht, einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Dass inzwischen
aber auch die Mittlere Reife, also der Realschulabschluss, ein
Handicap auf dem Ausbildungsmarkt darstellt, stellt eine zusätzliche
Herausforderung dar. Ansätze zu Besserungen sind erkennbar. Die
Kindergärten wandeln sich vom Betreuungsort zu Bildungsstätten.
Sprachliche Förderung und kindgemäße intellektuelle Herausforderungen
sind zwei Stichwörter. Schulen, besonders auch Grundschulen, machen
Ganztagsangebote. Und weil die Begabung eines Kindes nicht
determiniert ist durch ethnische oder soziale Herkunft, schafft NRW
das frühe Sortieren in Bildungswege ab. Dass aber wird die Misere
allenfalls lindern, nicht beheben. Es muss mehr passieren.
Nachgedacht werden sollte über eine Kindergartenpflicht, gar die
Einführung einer Vorschule wie die französischen Écoles maternelles.
Im weiterführenden Bildungssystem sollte die Regel gelten, dass kein
Schüler die Schule ohne Abschluss verlässt. Für individuelle
Förderung sind allein die Schulen zuständig und keine
Nachhilfeinstitute. Und wenn dann noch die Berufsausbildung
modularisiert würde, hätten künftig bedeutend mehr Jugendliche eine
Chance. Das kostet ebenso viel Geld wie guten Willen. Für die Zukunft
des Allgemeinwesens wie jedes Einzelnen ist beides aber
unverzichtbar.
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