Neue Westfälische (Bielefeld): Zur Lage in den USA
Frustwahlen
JOACHIM ROGGE

Seinen erneuten Triumph, als Spitzenkandidat
seiner Partei für einen Senatssitz in Washington ins Rennen zu gehen,
hat sich John McCain viel kosten lassen – jede Menge Geld und vor
allem Glaubwürdigkeit. Der Zeitgeist in den eigenen republikanischen
Reihen hatte McCain Bekenntnisse abverlangt, die ihm vor zwei Jahren,
im Rennen mit Obama um den Einzug ins Weiße Haus, weder über die
Lippen noch in den Sinn gekommen wären. Über Nacht war McCain,
bislang ein Mann der Mitte, zum Scharfmacher geworden  – ein Tribut
an eine radikalisierte Stimmung, die vor allem das republikanische
Wählermilieu erfasst hat. Hohen Anteil an dieser Radikalisierung in
weiten Teilen der „Grand Old Party“ hat die sogenannte
Tea-Party-Bewegung, die aus Protest gegen Obamas Gesundheitsreform,
Washingtons  angebliche Allzuständigkeit und aus Wut über das
abgehobene Hauptstadt-Establishment im Allgemeinen die Bühne betrat.
Die Polarisierung im Land erfasst freilich auch Obamas Demokraten. Um
seinen Sessel zu retten, geht so mancher demokratische Amtsinhaber
daher längst auf Distanz zum Chef im Weißen Haus.

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