Kofi Annan, der von der UNO ernannte Sondergesandte
für Syrien, hat seine Visite dort allen »Gastgebern« ziemlich
aufdrängen müssen. Präsident Assad desavouierte ihn, bequemte sich
dann doch, ihn zu empfangen – um ihm mitzuteilen, dass er mit
Terroristen, so nennt er die bewaffnete Opposition, nicht verhandle.
Hier treffen sich Assads Ansichten mit denen seiner Gegner im Exil.
Auch sie wollen keine Verhandlungen – und demzufolge keine Feuerpause
-, verlangen im Gegenteil schwere Waffen, besser noch eine
Flugverbotszone nach libyschem Muster. Auch bei der Arabischen Liga,
deren Gesandter Annan offiziell ebenfalls ist, zeigt man sich offen
verstimmt über dessen Vorschlag zum innersyrischen Dialog. Es ist
kein Geheimnis, dass die Lautsprecher der Liga, Katar und
Saudi-Arabien, ihn nicht wollten und lieber einen gesehen hätten, der
die Schuldfrage zügig in ihrem Sinne klärt. Warum dann trotzdem
Annan, der frühere UN-Generalsekretär aus Ghana? Afrika wollte ihn,
das zählt wenig, aber neben Russland auch die USA, und das zählt
viel, in diesem Fall alles. Die Golfmonarchen müssen – so wie bereits
Israel im Falle Iran – zeternd zur Kenntnis nehmen, dass Washington
in keinen weiteren Krieg verwickelt werden will, jedenfalls nicht vor
den Wahlen im November. Und so gäbe es jetzt mit Hilfe des ebenso
erfahrenen wie honorigen Diplomaten Annan eine echte Friedenschance.
Den Syrern ist zu wünschen, dass er daran länger arbeiten darf als
ein Wochenende.
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