Auch wenn sich Wladimir Putin nicht gerade als
»Quadriga«-Preis-träger aufdrängt, ist die Absage der Verleihung und
der vorher darum inszenierte Skandal unangemessen. Ja, das späte
Einknicken des wohl tief gespaltenen Kuratoriums ist provinziell und
unsouverän. Das hat auch wenig mit den deutsch-russischen
Wirtschaftsgesprächen zu tun – selbst wenn die zeitliche Nähe zu
jenen Konsultationen die Brisanz erhöht. Eher wird die Frage
aufgeworfen, wie man in Zukunft mit dem moralisierenden, bei
Betrachtung der russischen Realitäten heuchlerischen Diktat einer
politisch-publizistischen Minderheit umgeht. Ohne Václav Havel zu
nahe treten zu wollen – man wird doch wohl nicht zukünftige
Preisverleihungen mit ihm absprechen wollen. Auch die fast
wortgleiche Kommentierung der Causa in den deutschen Medien war keine
eindrucksvolle Demonstration der Russland gerne abverlangten
Meinungsvielfalt. Anteil an der eintönigen Debatte haben aber auch
Politiker von SPD und LINKE. Sie sind zwar nicht in den Chor der
Entrüstung eingestimmt. Sie haben sich aber auch nicht hörbar und
korrigierend zu Wort gemeldet. Man kann das teils nachvollziehen –
gerade erst wurde demonstriert, wie weit die Stilisierung Putins zur
Unperson schon gediehen ist. Das einzig vernehmbare Fragezeichen warf
Margarita Mathiopoulos, eine Kuratorin des Preises, in die Debatte.
Sie staunte über den »heftig aufgekommenen Moralismus« von
»verschiedenen publizistischen Ecken«.
Pressekontakt:
Neues Deutschland
Redaktion
Telefon: 030/2978-1721