neues deutschland: Griechischer Journalist: Athen nutzte Krise, um Medienvielfalt zu beschneiden

Auch Wochen nach der endgültigen Schließung des
griechischen staatlichen Fernsehsender ERT ebbt die Kritik am
Vorgehen der Regierung in Athen nicht ab. Alexandros Mos, ein
ehemaliger Mitarbeiter des Senders, wirft im Interview mit der
Tageszeitung „neues deutschland“ (Freitagausgabe) der griechischen
Regierung vor, die wirtschaftliche Krise im Land genutzt zu haben, um
die demokratische Medienvielfalt zu beschneiden. Durch die
ERT-Schließung habe man die digitalen Fernsehfrequenzen den privaten
TV-Stationen quasi geschenkt. Der neugegründete staatliche Sender EDT
sei „nur ein Schatten des ehemals qualitativ hochwertigen Fernsehens“
in Griechenland. Zudem seien dort die Arbeitsbedingungen für die
Journalisten extrem schlecht. Die von EDT übernommenen Kolleginnen
und Kollegen arbeiteten für ein Gehalt von teilweise weniger als 600
Euro im Monat täglich bis zu 18 Stunden.

Für den Niedergang von ERT macht Mos allerdings auch
Vetternwirtschaft im Sender und den zu großen Einfluss der Parteien
verantwortlich. Die 30 bis 35 Personen starke Führungsriege des
Senders habe so viel im Monat verdient wie alle übrigen Angestellten
zusammen. Dies sei von den Gewerkschaften immer wieder kritisiert
worden, aber ohne Konsequenz geblieben, „weil alle Parteien über die
Besetzung der Führungsposten ihren Einfluss im Sender behalten
wollten“.

Pressekontakt:
neues deutschland
Redaktion

Telefon: 030/2978-1715