NRZ: Aufbruch in die Gesellschaft – Kommentar zum Katholikentag von Thomas Rünker

Katholiken- und Kirchentage sollen Zeitansagen sein.
Sie sollen erspüren, was Kirche und Gesellschaft bewegt, und Impulse
für eine neue Richtung geben. Da haben die Organisatoren des
Mannheimer Katholikentags die Latte hoch gelegt mit ihrem Leitwort
vom Aufbruch. Denn diese Latte muss zwangsläufig fallen, wer
enttäuschten Katholiken mit dem Motto Hoffnung auf umfassende
Reformen etwa beim Frauenpriestertum oder dem Umgang mit
wiederverheirateten Geschiedenen gemacht hat. So intensiv diese
Themen diskutiert wurden – entschieden werden sie anderswo. Wenn es
in Mannheim einen Aufbruch gab, dann einen hinaus in die
Gesellschaft. Mit bestens besuchten Diskussionsrunden zu sozialen,
ökologischen, ökonomischen und politischen Fragen hat der
Katholikentag 2012 das deutliche Signal gesetzt, dass sich die
Katholiken nicht mehr nur um sich selbst drehen, sondern die
Gesellschaft wieder mitgestalten wollen – vor allem hinsichtlich
eines maßvolleren Wirtschaftens. Dieses Signal tut gut. Denn gerade
in diesem Themenfeld ist der christliche Beitrag einer von zu
wenigen. Man muss ihn nicht teilen – aber man wird dem katholischen
Laienvertreter Alois Glück zustimmen, dass jede Form eines
nachhaltigen Lebensstils eine ethische Herausforderung bedeutet.
Schließlich hat gerade der westliche Lebensstil der vergangenen
Jahrzehnte die meisten Menschen auf „immer mehr“ und „mir das Meiste“
trainiert. Mehr Bescheidenheit mit Blick auf nachwachsende
Generationen oder benachteiligte Regionen der Welt tut Not – ob aus
christlicher oder anderer Motivation ist da fast egal. Zumal manch
kirchliche Organisationen und Würdenträger den Worten des
Katholikentags nun auch noch Taten folgen lassen müssen.

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