Wie hoch die Dunkelziffer derer ist, die im Alter zu
wenig Geld für ein menschenwürdiges Leben aufbringen, lässt sich nur
erahnen. Der DGB dürfte richtig liegen mit der Einschätzung, wonach
viele Ältere aus Scham auf den entwürdigenden Gang zum Sozialamt
verzichten. Kein Vertun: Es ist gut, dass sich der Staat um ältere
Menschen in Not kümmert. Der Sozialstaat bringt damit immerhin noch
einen Rest an finanzieller Kraft und Respekt für seine Alten auf.
Dennoch sollte man sich nicht der Illusion hingeben, dass sich das
Problem schon von alleine lösen wird. Tatsächlich erlebt Deutschland
gerade den Auftakt zu einer sozialen Tragödie, die erst in 15 Jahren
ihre volle Wucht entfalten wird. Dann gehen jene Generationen in
Rente, die sich in ihrem aktiven Berufsleben nur mit Minijobs oder
Teilzeitstellen über Wasser halten konnten. Dann klopfen an den Toren
des Sozialstaats all jene Verzweifelten an, denen die Politik eine
Kürzung der gesetzlichen Renten zugemutet hat, auf die private
Vorsorge verwies, wiewohl jeder wusste, dass dafür bei vielen am Ende
des Monats überhaupt kein Geld übrig war. Das Land schlittert
sehenden Auges in eine Katastrophe – und jeder tut so, als könne man
sich schon irgendwie durchwursteln.
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