NRZ: Grünen Sprit gibt es nicht – Kommentar zum Biosprit von Denise Ludwig

Lebensmittel sind in aller Munde. Die einen wollen,
dass weniger von ihnen auf den Müll wandern. Die anderen wollen,
dass weniger von ihnen in den Tank fließen. Wieder andere; nämlich
die, die mit Biokraftstoff ihre Kasse füllen, wollen mehr Agrarstoffe
für die Benzinproduktion nutzen. Und dann sind da noch 900 Millionen
Menschen, die weltweit an Hunger leiden. In einem Punkt kann es keine
zwei Meinungen geben: Lebensmittel gehören auf den Teller statt in
den Tank oder auf den Müll. Dass aber mit Müll Autos angetrieben
werden, ist eine Idee, die die EU-Kommission gestern auf den Tisch
gelegt hat. Statt auf wertvollen Mais oder gehaltvolles Getreide
zurückzugreifen, sollen mehr Pflanzenreste wie Algen oder Stroh als
Motorenantrieb dienen. Biokraftstoffe der zweiten Generation, sagt
man in Brüssel dazu. Schade, dass die Idee so lange brauchte, bis sie
gereift ist. Schade um die Lebensmittel, die bis dahin verbrannt
worden sind. Zudem kann man davon ausgehen, dass es noch einige Jahre
dauern wird, bis der Biosprit der zweiten Generation in die Tanks
fließen wird. Denn bis 2020 wird der Anbau der Biosprit-Pflanzen wie
Mais oder Raps noch staatlich gefördert. So verwunderlich das auch
ist. Angesichts der EU-Pläne laufen auch schon die Lobbyisten Sturm.
Die Biosprit-Industrie malt Drohkulissen an die Wand und sagt einen
Abbau von Arbeitsplätzen voraus. Das ist absurd. Vielmehr sollten die
Hersteller in die Weiterentwicklung des neuen Bio-Kraftstoffes
investieren. Außerdem: Biosprit allein rettet unser Klima nicht.
Stattdessen muss die Entwicklung von Wasserstoff-Antrieben,
Erdgas-Fahrzeugen, Elektromobilität oder des Ein-Liter-Autos viel
engagierter voran getrieben werden. Denn eines muss klar sein: Es
gibt keinen grünen Sprit. Außer den, den man nicht verbraucht.

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