Gemessen an der von Israel angezettelten Debatte
über eine militärische Lösung des Problems, ist das Resultat von
Istanbul erfreulich. Iran und der Westen reden wieder miteinander.
Wer redet, schießt nicht. Gemessen an der Sache, ist das Ergebnis
zwiespältig. Im Nervenkrieg um das iranische Atomprogramm haben sich
auf beiden Seiten erneut wieder jene durchgesetzt, die Zeit gewinnen
wollen – anstatt Klarheit zu schaffen. Ob es diese Klarheit nach dem
23. Mai geben wird, wenn die Verhandlungsführer in Bagdad ans
Eingemachte gehen, ist offen. Skepsis ist berechtigt. Zu oft hat
Teheran links ein Einlenken angeboten und ist rechts mit einer sturen
Weiter-so-Taktik vorbeigezogen. Dass der Iran den erforderlichen
100-prozentigen Einblick in sein angeblich rein ziviles Atomprogramm
über und unter der Erde gewähren wird, dass er vorhandene
Uran-Bestände als vertrauensbildende Maßnahme befristet außer Landes
schafft, erscheint trotz der einhellig als ermutigend bezeichneten
Gesprächsatmosphäre fraglich. Teheran hat vor allem eines im Sinn:
die komplette Aufhebung, mindestens aber die Abmilderung der harten
Wirtschaftssanktionen. Sein undurchsichtiges Atomprogramm will das
Regime dafür nicht auf dem Silbertablett servieren. Das ist und
bleibt der Knackpunkt
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