NRZ:Überhebliche Gedankenlosigkeit – Kommentar von Dirk Hautkapp zu den Koran-Verbrennungen

Schlimmer kann der Offenbarungseid, nie verstanden
zu haben, um was es geht, kaum ausfallen. Ein Jahrzehnt nach dem
Einmarsch der Amerikaner in Afghanistan ordnet der Kommandeur
Nachhilfe an. Über den Umgang mit dem, was nicht nur am Hindukusch
Muslimen heiliger ist als alles andere. Man fasst es nicht. Die
Koran-Verbrennungen von Bagram, die jetzt die ersten Toten nach sich
ziehen, sind weder Zu- noch Einzelfall. Sondern Ausdruck einer
überheblichen Gedankenlosigkeit gegenüber den kulturellen, ethnischen
und religiösen Eigenheiten Afghanistans, die vor nichts
zurückschreckt. Zuletzt zeigten Videoaufnahmen US-Elitesoldaten
dabei, wie sie auf die Leichen afghanischer Männer urinieren. All das
steht krass im Kontrast zu dem Mantra, man müsse, wolle und werde die
Herzen und Köpfe, der Einheimischen gewinnen. Wie denn? Indem man den
Koran wie Hausmüll verbrennt? Die hilflose Reaktion der oberen
Armee-Ränge in ihren Hochsicherheits-Containern in Kabul spricht
Bände. Wer dort war, weiß: Draußen im Feld zieht sich zumindest
fahrlässiges Fehlverhalten im Umgang mit religiösen Riten wie ein
roter Faden durch den hoffnungslosen Einsatz. Bagram liefert den
Taliban kurz vor dem Abzug der Amerikaner tödliche Munition für ihre
Propagandaschlacht. Der „ungläubige“ Westen, er lernt einfach nicht
dazu.

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