Sind wir noch bei Plan A oder schon bei Plan B? Wird
noch um die Rettung des Pleitestaates Griechenland gerungen, oder
sind das letzte Vorbereitungen für den Staatsbankrott? Das
Untergangsszenario leuchtet dem genervten Beobachter eher ein: Es
entspricht der Erfahrung – seit Beginn der Krise versuchen die
politischen Entscheider den moribunden Patienten mit frommen Worten
gesund zu beten: Wer sagt, dass Athen überhaupt Hilfe von außen
braucht? Wenn doch, dann nicht viel, denn die griechische
Volkswirtschaft fällt in der EU-Zone kaum ins Gewicht. Die Griechen
tun bei der „Operation Enger Gürtel“, was sie können! Schön wär“s. Wo
so viel Zuversicht verbreitet wird, argwöhnt der Bürger besonders
gern, dass die Zeichen in Wahrheit auf Katastrophe stehen. Und unter
den Politikern finden sich Wichtigtuer, die sich auf die
Bereitschaft, dem Publikum angeblich reinen Wein einzuschenken, etwas
zugute halten. Außerdem hat der Abgrund bekanntlich seine eigene
Anziehungskraft – nicht schön, aber sexy. Trotzdem spricht mehr
dafür, dass die quälende Sanierung des Staates Hellas weiter dem
alten Kurs folgt. Die Vorstellung von der hohen Brandmauer, hinter
der die Schrott-Bude Griechenland zusammenkracht, ohne dass die
Trümmer auf die Nachbargrundstücke fliegen, ist naiv. Nicht nur aus
Sicht der gefährdeten Portugiesen, Spanier oder Italiener, sondern
auch nach Ansicht von Experten wie Bank-Chef Ackermann, die von den
Domino-Instinkten der Finanzmärkte etwas verstehen. Vor allem aber:
Angela Merkels Parole, dass mit dem Euro auch Europa scheitere, ist
nicht einfach dahin geplappert. Es geht um ein Stück politisches
Weltkulturerbe. Es geht um den Nachweis, dass die EU in der Lage ist,
auch schwerere Strukturschäden zu beheben. Das ist, wie man jetzt
erneut besichtigen kann, ein mühsames Geschäft. Aber es ist immer
noch das Szenario, an dem gearbeitet wird. Plan A – A wie Angela
Merkel.
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