Morgen geht es um unser Land. Es geht auch ums Geld,
aber es geht nicht um Europa, nicht um Angela Merkels Schicksal, auch
nicht um den Fiskalpakt, sondern um uns in NRW. Schon deshalb ist
Wählengehen Pflicht Dies zu erkennen, haben uns die Parteien in den
vergangenen zwei Monaten nicht leicht gemacht. Vom mauen Wahlkampf
durfte man sich mit Recht angeschnödet fühlen. CDU-Kandidat Norbert
Röttgen hat es im Fernsehinterview präzise auf den Punkt gebracht:
„Bedauerlich, dass die Wähler entscheiden …“ Eine grandiose
Tölpelei, die ihm vor laufenden Kameras herausgerutscht war. Zugleich
ein Moment der Wahrheit – Klartext aus dem Herzen eines
Machtpolitikers. Aber will der Herausforderer in NRW wirklich an die
Macht? Manchmal konnte man den Eindruck haben: Norbert Röttgen will
gar nicht gewinnen. Schon der Eiertanz um die Frage, ob er sich zu
Nordrhein-Westfalen unbedingt bekennt und auch im Falle einer
Wahlniederlage bleiben würde, hat seine Kampagne vermurkst. Sein
Thema, Sparen und Schulden abbauen, ist hoch vernünftig, erreicht
aber viele Bürger, die ohnehin knausern müssen, nicht. Hannelore
Kraft spielte souverän ihren Regierungs-Bonus aus: Viele erleben sie
als „Landesmutter“. Kraft kann Wahlkampf wie Klopp Fußball. Auch ihre
politische Bilanz ist nicht schlecht für eine Minderheitsregierung.
Gemeinsam mit Sylvia Löhrmann von den Grünen hat sie zwei Jahre NRW
mit Kompromissen und wechselnden Mehrheiten regiert und eine
historische Schulreform ermöglicht. Erstmals wirkte Rot-Grün nicht
nur wie ein „Projekt“, sondern bewies sich sogar unter komplizierten
Bedingungen als ein funktionierendes Unternehmen. Ob dieses Bündnis
noch einmal eine Chance bekommt, ist längst nicht gewiss. Wenn die
FDP unter Christian Lindner wider Erwarten im Parlament bleibt und
die „Piraten“ zusätzlich an Bord kommen, könnte die Regierungsbildung
schwierig werden. In Berlin erwartet die FDP die NRW-Ergebnisse mit
besonderer Spannung. Nachdem Wolfgang Kubicki im Norden kraftvoll
vorgelegt hat, steht Christian Lindner unter Erfolgszwang. Für ihn
geht es um alles oder nichts. Entweder wird er demnächst Philipp
Rösler herausfordern oder im außerparlamentarischen Abseits
verschwinden. Über all diese Themen entscheiden wir, die Wähler.
Nicht bedauerlicherweise, sondern zum Glück!
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