Dass im DDR-Spitzensport flächendeckend und massiv
gedopt wurde, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Was bisher
vermisst wurde, war das Eingeständnis der damals Verantwortlichen.
Der ehemalige Vizepräsident des Deutschen Turn- und Sportbundes der
DDR (DTSB), Thomas Köhler, liefert in seinem morgen erscheinenden
Buch die späte Beichte. Das ist das einzig Positive, was Köhlers
Vergangenheits-„Aufarbeitung“ abzugewinnen ist. Denn der in der DDR
hochdekorierte Funktionär und heutige Rentner versucht in seinen
Memoiren zu rechtfertigen, was verabscheuenswert ist: Das
systematische Doping an sich und das Doping an Kindern. Köhler
behauptet, jeder DDR-Sportler, dem die im Ost-Jargon unterstützende
Mittel genannten Medikamente verabreicht wurden, hätte davon gewusst.
Das ist eine dreiste Lüge, mit der er seine Verantwortung auf die
Athleten abzuwälzen versucht. Es ist erwiesen, dass viele Athleten in
der DDR ohne ihre Kenntnis gedopt wurden. Anabolika am Beckenrand
wurden als Vitamintabletten verteilt. Es ist bedauerlich, dass der
ehemalige Rodel-Olympiasieger über das alte Denken nicht hinauskommt.
Für ihn war Doping ein Mittel im Klassenkampf. Der Zweck heiligte die
Mittel. Alle Mittel.
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Ostsee-Zeitung
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