Zunächst tippt man sich ja an die Stirn und fragt,
ob FDP-Fraktionsvize Heinrich Kolb recht bei Sinnen ist: Da reden
alle über die Erhöhung des normalen Rentenalters auf 67, und Kolb
fordert die Rente mit 60. Dabei ist der Mann kein Gewerkschafter, im
Gegenteil: Er ist mittelständischer Unternehmer. Mag sein, dass er
mit seinem Vorstoß in der „Welt“ die aktuell wieder auflodernde
Diskussion über die Rente nutzen wollte, um die FDP mal mit einem
anderen Thema als Steuersenkungen in Erinnerung zu bringen. Nüchtern
betrachtet liegt Kolb gar nicht so schief, wie es zunächst anmutet.
Starre Regeln für die Rente passen schlecht in eine Zeit, in der es
eine bunte Palette unterschiedlicher Arbeitsverhältnisse gibt. In der
das Gehalt bei vielen Bürgern nicht die einzige ergiebige
Einkommensquelle ist. Warum sollen Arbeitnehmer, die es sich leisten
können, nicht schon mit 60 in Rente gehen? Mit entsprechenden
Abschlägen versteht sich, aber das sieht das FDP-Konzept ausdrücklich
vor. Mehr Freiheit bei der Rentengestaltung aber sollten nicht nur
die Wohlhabenderen bekommen, sondern alle Arbeitnehmer.
Diskussionsbeiträge in der SPD gehen in diese Richtung. Mal sehen, ob
sie sich durchsetzen.
Pressekontakt:
Ostsee-Zeitung
Jan-Peter Schröder
Telefon: +49 (0381) 365-439
jan-peter.schroeder@ostsee-zeitung.de