Ostsee-Zeitung: Kommentar zum freiwilligen Zivildienst

Es gibt keinen Grund, das absehbare Aus für den
Zivildienst zu beklagen. Im Gegenteil: Der Untergang des Alten birgt
die Chance für etwas Neues. So wie der Verteidigungsminister einen
freiwilligen – dann aber auch längeren und attraktiveren – Wehrdienst
anpeilt, so schlägt die zuständige Familienministerin einen
freiwilligen und ebenfalls aufgewerteten Zivildienst vor. Ihre
Gedanken gehen in die richtige Richtung. Zahlenmäßig werden die
Freiwilligen die Pflichtdienstler nicht ersetzen. Aber höhere
Motivation und bessere Qualifizierung – durch längeren Einsatz –
dürften das allemal ausgleichen. Ebenso begrüßenswert und für
Deutschland geradezu revolutionär ist der Belohnungsansatz, der etwa
in einer bevorzugten Studienplatzvergabe bestehen könnte. Bisher
liegt uns ja mehr das Gebieten und Bestrafen im Blut.

Trotzdem ist das noch vage Konzept nicht rund. Zu Recht
kritisieren Wohlfahrtsverbände und Opposition die geplante
Doppelstruktur. Neben dem Freiwilligen Sozialen Jahr und dem
Freiwilligen Ökologischen Jahr soll nun noch ein mit Bundesamt und
eigenen Schulen ausgestatteter freiwilliger Zivildienst installiert
werden. Ein teurer Unsinn, geschuldet dem formalen Festhalten an der
Wehrpflicht und dem Zivildienst als Ersatz derselben. Dabei steht
diese nur noch auf dem Papier.

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Ostsee-Zeitung
Jan-Peter Schröder
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