So lange die reichen Staaten durch eine rigorose
Freihandelspolitik die Kleinbauern der knallharten Konkurrenz
riesiger Agrarunternehmen aussetzen, wird der Hunger Dauergast
zwischen Mali und Mosambik bleiben. Gerade einmal zehn Konzerne
kontrollieren heute die Hälfte des globalen Saatgut-Angebots und gar
nur vier die Hälfte des weltweiten Handels mit Agrarprodukten. Ohne
politische Flankierung wäre deren Übermacht längst nicht so groß.
1992 flossen noch 20 Prozent der Entwicklungshilfe für die Förderung
der Landwirtschaft in der Dritten Welt. Heute sind es kaum mehr als
drei Prozent. Afrikas Agrarsektor wird immer stärker sich selbst
überlassen – und den Kräften eines unregulierten Kapitalmarktes.
Ausländische Investoren kaufen in der Hoffnung auf satte Gewinne
Millionen Hektar bestes Agrarland in Afrika. Die neokoloniale
Landnahme wird vor allem durch den Erfolg des Biosprits sowie den
wachsenden Fleischhunger in China begünstigt. Schon heute fressen
Hühner, Schweine und Rinder fast 40 Prozent der globalen
Getreideernte.
Ein weites Feld, auf dem sich trefflich spekulieren lässt – ob mit
Weizen, Mais oder Reis. Nein, Hunger ist kein unvermeidliches Übel.
Hunger entsteht heutzutage nur noch in den seltensten Fällen durch
Mangel an Nahrungsmitteln. Gehungert wird vor allem dort, wo nicht
genug Geld da ist, um die Mondpreise des Marktes zu bezahlen. Das ist
der eigentliche Skandal.
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Ostsee-Zeitung
Jan-Peter Schröder
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