Ostsee-Zeitung: Wie teuer war der Wildschweinbraten? Kommentar zum Prozess um Merkels Grillparty 200

Die Polizei versiegelte Gullydeckel, observierte
Brutkästen von Singvögeln, tauchte in angrenzende Tümpel ab und
brachte Scharfschützen auf Dächern in Stellung. Mehr als 12 225
Beamte waren am 13. Juli 2006 im Einsatz, um dem damaligen
US-Präsidenten George W. Bush und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)
ein ungestörtes Grillvergnügen im ehemaligen sozialistischen
Vorzeigedorf Trinwillershagen zu ermöglichen. Ein epochales Barbecue,
das Spötter schnell zur „teuersten Grillparty der Welt“ erklärten.
Doch wie teuer es nun wirklich war, ist immer noch unbekannt. Auch
mehr als vier Jahre nach dem Bush-Besuch hüllen sich Polizei und
Innenministerium bei den Details in Schweigen. Es ist fast schon ein
Treppenwitz der Geschichte, dass sich ausgerechnet ein inhaftierter
Schwerverbrecher vor Gericht anschickt, die Schweigemauer der
Behörden zu durchbrechen. Aber was hat die Regierung zu
verheimlichen? Warum hat Kanzlerin Merkel nicht schon längst
veranlasst, alle Fakten zu veröffentlichen? Wer die Traute besitzt,
einem amerikanischen Präsidenten Wild-West-Kulisse in Nordvorpommern
zu bieten, wird sich kaum vor ein paar Zahlen fürchten. Oder
vielleicht doch?

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Ostsee-Zeitung
Jan-Peter Schröder
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