Ostthüringer Zeitung: Jörg Riebartsch kommentiert: Tiefe Furchen nach Terrorwelle

Ausnahmezustand in Paris. Der französische Staat
verteidigt sein Gewaltmonopol – irgendwie erinnert Frankreich
momentan an die Vereinigten Staaten von Amerika nach dem
terroristischen Massenmord durch Islamisten vom 11. September 2001.

Terroristen-Jagd macht die geplanten Morde an Journalisten der
Pariser Satire-Zeitschrift „Charlie Hebdo“ nicht ungeschehen.
Vielleicht hilft es den Angehörigen der Opfer ihre Trauer zu
bewältigen. Aber auf alle Fälle zeigt es, dass auch die französische
Demokratie noch nicht so verkommen, schwach wehr- und mutlos ist, wie
es konservative Kommentatoren unmittelbar nach den feigen Attentaten
gemutmaßt haben.

Die Terrorwelle, die gestern durch die französische Hauptstadt
tobte, wird in der Gesellschaft unseres Nachbarlandes tiefe Furchen
hinterlassen. Es wird nicht nur bei der in solchen Fällen üblichen
Forderung nach der Verschärfung von Gesetzen bleiben, sondern lang,
sehr lang wird die Auseinandersetzung mit der Antwort auf die Frage
dauern, weshalb viele Muslime nach Frankreich zuwandern, dort die
tradierten Werte des Landes, dem sie zustreben, aber nicht
tolerieren: „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“, lautet das
Staatsmotto bei unseren Nachbarn. Offenbar ließ sich das nicht mit
Toleranz und Gleichmut verteidigen.

Eine klare Warnung für Europa, nicht nur für die unmittelbaren
Nachbarstaaten der „Grand Nation“ Frankreich.

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