Nein, Freunde werden Bundespräsident Joachim Gauck
und wohl die meisten Linken in diesem Leben nicht mehr. Muss ja auch
nicht sein.
Gauck und alle, denen er aus dem Herzen spricht, werden
allerdings weiter hinnehmen, dass es in puncto Linke andere
Meinungen gibt. Und die Linken müssen es samt ihrer Anhänger
hinnehmen, dass das Staatsoberhaupt öffentlich an Teilen dieser
Partei zweifelt.
Oder soll der ehemalige Bürgerrechtler Gauck etwa begeistert davon
sein, dass die Rechtsnachfolger der SED sich 25 Jahre nach dem
Mauerfall immer noch nicht von der Kommunistischen Plattform und von
Verbindungen zu Stasi-Traditionsvereinen trennen wollen?
Oder soll Gauck gnädigst übersehen, dass in einer
wahrscheinlichen rot-rot-grünen Landesregierung in Thüringen auch
zwei Ex-Stasi-Leute de facto am Tisch sitzen, auch wenn sie nicht
Minister oder Staatssekretär werden sollen?
Rot-Rot-Grün hat nur eine Stimme Mehrheit im Landtag. Der
ehemalige Inoffizielle Mitarbeiter „Fritz Kaiser“ und die ehemalige
Inoffizielle Mitarbeiterin „Sonja“ sitzen in der Linken-Fraktion.
Sie können den Daumen heben oder senken. Und Bodo Ramelow, an dessen
demokratischer Gesinnung kein Zweifel besteht, ist als
Ministerpräsident auch von diesen beiden ehemaligen Spitzeln
abhängig. Es steht ihm freilich frei, seinen Genossen zu vertrauen.
So wie es Gauck frei steht, das offensichtlich nicht zu tun.
Wahlergebnisse sind zu akzeptieren, keine Frage. Aber
Wählertäuschung auch? Es ist die Spekulation wert: Wie viel
Prozent hätte die Linke in Thüringen bekommen, hätte sie vor der
Landtagswahl ehrlich und deutlich und überall gesagt, dass nach dem
14. September auch sie die DDR als das bezeichnen wird, was dieses
sozialistische, von der SED diktierte System ja tatsächlich war: ein
Unrechtsstaat.
Für „Sonja“ ist übrigens dies nach wie vor ein „Kampfbegriff“,
den sie ablehnt. Mal sehen, ob sie demnächst dann auch so konsequent
ist, sich dem Koalitionsvertrag mit SPD und Grünen, in dem das
drinstehen soll, zu verweigern.
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