PR-Berater Michael Oehme: „Deutschlands Wirtschaft wächst, Sparer werden kastriert“

St. Gallen, 05.03.2015. Finanzökonomen müssen ihre Vorhersagen für 2015
vermutlich korrigieren. Im Schlussquartal 2014 legte Deutschlands Wirtschaft nach
einem deutlichen Einbruch im September noch einmal deutlich zu und lässt
Erwartungen für einen Jahresdurchschnitt über dem von 2014 zu. Die deutsche
Wirtschaft könnte sich in diesem Jahr sogar um bis zu zwei Prozent steigern, ist
auch die Meinung von Henning Vöpel, seines Zeichens Direktor des
Wirtschaftsinstituts HWWI. „Ähnlich lautentende Einschätzungen geben auch
andere Experten ab“, erklärt der Sankt Gallener PR-Berater Michael Oehme. Weit
gefehlt also die Angst, die deutsche Industrie könne unter den Problemen
Russlands oder der stagnierenden Wirtschaft Chinas über Gebühr leiden.

DB Research kommt dabei zu der Einschätzung, dass dieses Wachstum derzeit
mehrheitlich durch den Konsum hierzulande getrieben wird. Eine Steigerung von
mehr als zwei Prozent wird für dieses Jahr prognostiziert. Das wäre zum dritten
Mal innerhalb von 15 Jahren. „Ob dieser Konsum allerdings freiwillig erfolgt, bleibt
fraglich“, so Oehme. Für den PR-Berater würden deutsche Sparer seit Jahren
schlicht kastriert, wenn es darum ginge, Habenzinsen oberhalb der Inflationsrate
zu haben. Beispielsweise geht der JP-Morgan-Stratege Robert Michele – so zitiert
im Handelsblatt – davon aus, dass die Renditen der zehnjährigen Bundesanleihen
im nächsten Jahr wohl negativ werden. „Sparer haben also nicht nur kurzfristig,
sondern auch mittelfristig im Moment kaum eine Chance, eine sichere Verzinsung
zu erhalten“, erklärt Michael Oehme. Auch Kapitallebensversicherungen böten hier
keine Alternative mehr.

Was dürfte das für Konsequenzen mit sich bringen? „Da die Löhne seit Jahren
nicht im Verhältnis zur Wirtschaftsleitung wachsen, fehlen angemessene
Transferzahlungen – beispielsweise in die Rentenversicherung. Mit anderen
Worten: Was heute zuviel verkonsumiert wird, fehlt später, da es nicht durch
gesetzliche Rentenansprüche aufgefangen werden kann“, so Oehme. Ein ähnliches
Dilemma sieht er bei der privaten Vorsorge: Da kaum mehr angemessene
Verzinsungen geboten würden, entsparten die meisten Bürger statt anzusparen.
Kapital, das im Alter ebenfalls nicht zur Verfügung stände.

„Schon jetzt ist also absehbar, dass sich das Rentenproblem verschärft, statt dass
es sich entspannt“, meint Oehme. Für ihn versäumt die Bundesregierung in einer
breit angelegten Kampagne, auf die Notwendigkeit zur privaten Vorsorge
aufmerksam zu machen. Dann allerdings müssten auch Produkte geboten werden,
mit denen Menschen sinnhaft vorsorgen können. Ein Weg wäre beispielsweise,
Arbeitnehmer an den Erfolgen der Wirtschaft partizipieren zu lassen. Die aber hole
sich frisches Kapital lieber bei der Bank.