St. Gallen, 17.07.2014. Deutschlands größter Automobilclub
verabschiedet sich von seinem in den vergangenen Jahren
verfolgten radikalen Wachstumskurs. Laut ADAC-Präsident
August Markl gehe es dem Verein künftig nicht mehr um
einen Mitgliedergewinn um jeden Preis, deshalb seien nun
aggressive Formen der Mitgliederwerbung beendet worden.
Seit der im Januar veröffentlichten Skandale traten 320.000
Mitglieder aus dem Autoclub aus. Die Zahlen für das
vergangene, noch skandalfreie Jahr, sahen vielversprechend
aus: So stieg die Mitgliedzahl in 2013 um 528.000 oder 2,9
Prozent auf 18,94 Millionen. Die Einnahmen von
Mitgliedsbeiträgen stiegen um rund 30 Millionen Euro auf 1,05
Milliarden Euro, das Eigenkapital erreichte 1,06 Milliarden
Euro.
Doch der Manipulationsskandal, der und andere Vorwürfe, wie
etwa die private Nutzung der ADAC-Flugrettung durch
Funktionäre, wirft dunkle Schatten auf das laufende Jahr. Von
Januar bis Mai traten 320.000 Menschen (1,8 Prozent) des
bisherigen explizit wegen des Skandals aus. „Der ADAC hat
einen wahren Unternehmens-Fauxpas erlitten, der sich auch
durch Krisenintervention nur schwer wieder ausgleichen lässt“,
weiß PR-Experte Michael Oehme. „Die Kunden fühlen sich
verraten und sicherlich wird sich die Zahl der Kündigungen wird
sich in den laufenden Monaten noch erhöhen.“
Zu den skandalbezogenen Kündigungen kommen noch etwa
65.000 aus anderen Gründen beendete Mitgliedschaften. Die
vergangenen Monate haben den ADAC-Wachstumskurs zu Fall
gebracht. Erschwerend hinzu kommt ein hohes finanzielles
Risiko durch eine Neubewertung der Steuerpflicht des ADAC.
Laut einem „Spiegel“-Bericht schuldet der ADAC dem Bund
nämlich Steuern in Höhe von fast einer halben Milliarde Euro.
Steuerprüfer hätten nach einem Vermerk des
Bundesfinanzministeriums für die Geschäftsjahre 2007 bis
2009 herausgefunden, dass der ADAC keine
Versicherungssteuer abgeführt habe. Die Stellungnahme
seitens ADAC bei den Finanzbehörden wird in den
kommenden Wochen erfolgen. „Nun geht es darum Vertrauen
zurück zu gewinnen und einen neuen Kurs zu fahren“, so
Oehme weiter. „Dieser Kurs muss vor allem ein Ziel verfolgen:
Transparenz gegenüber den Mitgliedern“.