PR-Experte Michael Oehme: Freier Vertrieb geschlossener Fonds aus dem Feuer?

St. Gallen, 06.08.2013. Fast ein wenig euphorisch berichten
Fachmedien, dass bereits mehr als 25.000 Anlageberater ihre
Zulassung zum Vertrieb von Kapitalanlagen nach Paragraf 34f
der Gewerbeordnung erhalten hätten. Diese Zahl klingt im
Hinblick auf die Zukunft des ungebundenen Anlagevertriebs
zunächst beruhigend. Doch ist sie es auch?

Hierzu muss man sich die konkreten Zahlen, die das DIHK
dankenswerter Weise regelmäßig veröffentlicht, einmal
genauer ansehen: Es ist richtig, dass mit Stand 5. Juli 2013
immerhin 25.305 Anlageberater ihre Zulassung nach § 34f
Abs.1 Nr. 1 beantragt haben. Das heißt, sie dürfen künftig
Investmentfonds verkaufen. Glaubt man den offiziellen
Verlautbarungen, dann fallen in diese Statistik auch die
Berater hinein, die das Moratorium in Anspruch nahmen. Soll
heißen: an dieser Zahl wird sich offensichtlich nicht mehr viel
ändern. So ganz sicher ist dies jedoch noch nicht, denn man
erhält unterschiedliche Aussagen durch die länderspezifischen
Zuordnungen.

Eine Größenordnung, wie der ungebundene Anlagevertrieb
künftig eingeschätzt werden kann, liegt damit vor. Vermutlich
hinzu kommen noch die Zahlen der Vermittler, die unter ein
Haftungsdach „geschlüpft“ sind. 6800 Berater haben sich
dabei die Erlaubnis für den Vertrieb geschlossener Fonds
geholt, 3459 dürfen sonstige Vermögensanlagen vermitteln.
Hierzu zählen beispielsweise Namensschuldverschreibungen,
Genussrechte, Anteile an Genossenschaften. Viele haben
dabei die „Alte Hasen Regelung“ in Anspruch genommen.

Was ein wenig verwundert ist die positive Einschätzung der
Situation. Als PR-Mann ist man ja mit vielen wunderlichen
Aussagen konfrontiert und es ist einem (nahezu) keine
menschliche Regung mehr fremd. Aber – um das Beispiel der
geschlossenen Fonds aufzugreifen – bei 6800 zugelassenen
Anlageberatern noch von einer „Branche“ zu sprechen, fällt
schon schwer. Der AWD hatte seinerzeit beim Vertrieb der
Drei-Länder-Fonds mehr „Vermögensberater“ am Start. Nun
gut, Firmengründer Carsten Maschmeyer distanziert sich heute
von diesem Geschäft, das ihn – unter anderem – einstmals
großgemacht hat. Denn von den eingeworbenen weit mehr als
zwei Milliarden Euro Eigenkapital ging auch ein gehöriger Teil
an sein Hannoveraner Unternehmen. Zum Vergleich: Der
Verband Geschlossener Fonds, der jetzt Bundesverband
Sachwerte und Investmentvermögen heißt, verkündete für das
erste Quartal dieses Jahres einen Gesamtumsatz seiner
Mitglieder von 459,1 Millionen Euro Eigenkapital. Diese
Umsätze wurden überwiegend durch Bankenmitarbeiter erzielt.
Müssen wir da noch ernsthaft weiterdiskutieren?

Die Bundesregierung und hier besonders die
„verbrauchernahen“ Institutionen haben mit dem Paragrafen
34f GeWo erreicht, was sie wollten: eine straffe Regulierung
der freien Vertriebe, als ob diese alleine für die Fehler der
Vergangenheit verantwortlich wären. Ob sich hierdurch auch
die Beratungsqualität am Bankschalter verbessert(?) – man
wird sehen. Vorsichtiger sind auf jeden Fall alle geworden. Und
das ist erst einmal gut.