St. Gallen, 13.06.2014. Der G7-Gipfel – dieses Mal ohne
Teilnahme Russlands. Unterschiedlichste Politiker fordern zum
Dialog auf. Und Putin, der zeigt dem neuen Präsidenten der
Ukraine zwar Gesprächsbereitschaft an – so richtig
anerkennen will er das Nachbarland aber nicht. Zumindest die
Ost-Ukraine gehöre doch eigentlich nicht so recht dazu.
In den letzten 50 Jahren hat sich eigentlich an der
europäisch/russischen Politik nicht viel geändert. Russland
versucht, was verständlich ist, seine Interessen zu verteidigen
und sieht sich dabei insbesondere von den USA bedroht.
„Daran hat auch die versöhnliche Presse der letzten Jahre
nicht wirklich viel geändert, denn der kommunizierte Frieden
der Weltmächte ist sensibel und hindert die
Wirtschaftsnationen nicht, so viel wie möglich vom jeweils
anderen zu erfahren“, meint Michael Oehme, PR-Profi der
CapitalPR AG aus Sankt Gallen. Dabei sei Russland über viele
Jahre geschwächt gewesen. Ein Zustand, der längst überholt
ist, auch wenn Russland derzeit wirtschaftliche Probleme nicht
abstreiten kann. Aber die hat ein hochverschuldetes Amerika
auch. Und die Energiepolitik?
Deutschland hängt zu 40 Prozent an der russischen Gas-
Pipeline. Tendenz eher steigend. Eine Situation, die sich sogar
in den Zeiten des kalten Krieges bewährt hat. „Dagegen ist
die derzeitige Lage im Hinblick auf die Ukraine für
Deutschland eher mit einem Sturm im Wasserglas zu
umschreiben“, so Oehme. Dennoch versteht es Putin, mit
dem Gashahn für Europa zu spielen. Sei es, indem er von der
Ukraine ausstehende Zahlungen einforderte, ohne die man
den Hahn abstellen wolle. Sei es durch jüngste Verträge mit
China, aber sei es eben aber auch mit dem kleinen Hinweis,
der Gashahn könne „auch sonst“ abgedreht werden. Das hat
man in Europa und in den USA verstanden.
Was könnte man tun? Die USA zeigen, dass es sinnvoll ist,
auf mehr Autonomie zu setzen. Dort kostet Gas etwa ein
Drittel von dem, was es hierzulande kostet. Obama hat
sowohl den Bereich der Erneuerbaren Energien aufgerüstet wie
auch den Bereich der Erdgas- und Erdölförderungen aus
Schieferstein. Ohne Zweifel hat Fracking die USA wirtschaftlich
nach Vorne gebracht und sie gilt inzwischen sogar als
weitgehend autark.
Auch die Europäische Union könnte so einen autonomen
Machtblock bieten. „Der Chancen gibt es viele“, meint Oehme
und bezieht sich dabei auf den polnischen Ministerpräsidenten
Donald Tusk, der längst eine Art europäische
Einkaufsgemeinschaft sowie den Ausbau der eigenen
Reserven fordert, die man dann Russlands Gazprom
entgegenhalten könne. Er spricht deutlich vom Gas als
moderne Waffe. Und Energiekomissar Günther Oettinger? „Ein
bisschen naiv wirkt dessen Vorstoss, Gas sei keine Waffe
sondern eine Ware – ach so, als ob wir das nicht längst
gewusst hätten“, pointiert CapitalPR-Consultant Oehme. Denn
der Ansatz von Tusk sei absolut richtig und wäre vielleicht,
publizistisch europaweit gut aufbereitet und gestreut, ein
gutes Mittel gegen die Europamüdigkeit: Nur eine einheitliche
Energiepolitik über nationale Grenzen hinaus, könne
langfristig eine bezahlbare Versorgung sicherstellen. So lange
der Energiemarkt allerdings so fragmentiert bleibt wie er jetzt
ist, gelte der Satz der dem Bayerischen Ministerpräsidenten
Franz Josef Strauß im Hinblick auf seine Gewerkschaftspolitik
gerne zugeschrieben wird: spalte und herrsche. Das weiß Putin
auch.
Weitere Informationen unter http://www.michael-
oehme.blogspot.de/