ST. Gallen, 31.07.2014. „Den irischen Textilriesen Primark
kann man nur lieben oder hassen: Einen Mittelweg gibt es
nicht“, meint PR Experte Michael Oehme. Dementsprechend
turbulent ging es bei der Eröffnung des Stores am
Alexanderplatz zu. Die 2. Berliner Filiale eröffnete mit
insgesamt einem Jahr Verspätung, die Wolfgang Krogmann
von Primark Deutschland mit baulichen Schwierigkeiten, wie
etwa der Verkabelung des über dem Laden liegenden Park
Inn Hotels erklärt.
Am Vormittag wurden Journalisten und Fachexperten durch
das ehemalige Saturn-Gebäude am Alexanderplatz geführt.
Um 12 Uhr traf der irische Premierminister Enda Kenny ein
und durchschnitt das magische Eröffnungsband. Im Inneren
findet man ein anderes Design als in der schlichten Steglitzer
Filiale im Schloss Straßen Center: „Graffitis an den Wänden
und Säulen sollen „Berlin Flair“ vermitteln und an die East
Side Gallery erinnern“, erklärt Oehme. Zudem bildet eine
Wandinstallation alle Stadtteile auf einer Karte ab und spielt
35 Minuten lang verschiedene Projektionen und Soundeffekte
ab. Doch nicht nur den Kunden, auch den 830 Mitarbeitern
scheint Primark viel bieten zu wollen: Für das
Gemeinschaftsgefühl trugen alle Mitarbeiter schwarze „I love
Primark“-T-Shirts. „Primark ist als Arbeitgeber ziemlich
verrufen und hat dahingehend ein großes Imageproblem“,
weiß Michael Oehme. „Pompöse Eröffnungsfeiern mit
glücklichen Arbeitnehmern und Kunden versuchen über die
jüngsten Skandale hinwegzutäuschen.“
Die Abneigung gegen Primark zeigten viele Demonstranten
vor der neuen Filiale. Unter anderem hielten zwei Frauen ein
Plakat mit der Aufschrift Mörderpreise in die Luft. Des
Weiteren gab es mehrere Stände von Initiativen, die über
faire Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie berichteten.
Eine Kleidertauschbörse wurde gegen die
„Wegwerfgesellschaft“ veranstaltet. Besonders kreativ zeigte
sich eine junge Frau, die mit einer Nähmaschine in einer
Mülltonne saß, um auf die Produktionsverhältnisse in Indien
aufmerksam zu machen. „Der letzte Aufruhr um Primark
bezog sich auf die Hilfeaufrufe in eingenähten Etiketten“, so
Oehme weiter. „Das Unternehmen zweifelt die Echtheit zwar
an, ist allerdings permanent im Kritikfeuer der Medien, was
sich auch bei den Konsumenten bemerkbar macht“, erklärt
der PR-Experte. Die Reaktion zumindest der deutschen
Verbraucher war deutlich: Der Ansturm auf die langerwartete
Filiale fiel nämlich bescheidender aus als erwartet.