PR-Experte Michael Oehme: Provisionen entwickeln sich zum Streitthema

St. Gallen, 21.05.2014. Eigentlich war das Thema
Provisionsverbot schon seit September 2012 vom Tisch. Das
EU-Parlament hatte sich auf einen Kompromiss in Sachen
Beraterprovisionen geeinigt. Vielmehr wurde die
Offenlegungspflicht für Provisionen gefordert. „Doch nun
scheint man sich doch noch dem britischen Modell
anzunähern. Dort gibt es ein generelles Verbot von
Provisionen“, erklärt PR-Berater und Finanzmarktprofi Michael
Oehme.

Wichtig ist ab 2016, ob sich der Vermittler als unabhängig
ausgibt oder nicht. Denn zumindest bei unabhängiger
Beratung sollen nun Verbote von Provisionen, Kickbacks, Fees
oder andere unentgeltlichen Vergünstigungen von Dritten
durchgesetzt werden: Makler dürften dann voraussichtlich ab
2016 keine Provisionen mehr nehmen dürfen. Hierüber haben
sich Im Rahmen einer sogenannten Trilogverhandlung die
Europäische Kommission, das Europäische Parlament und der
Europäische Rat zu weitreichenden Einschränkungen bei der
Frage der Behandlung von Provisionen für unabhängige
Finanzberater geeinigt. „Den einzelnen Ländern obliegt
allerdings die Umsetzung. Es wird mit reichlich Gegenwind in
Deutschland gerechnet“, so Oehme.

Ausschließlichkeitsvermittlern ist die Annahme von Provisionen
weiterhin möglich. Wie allerdings in der Praxis die Abgrenzung
vorzunehmen sein wird, steht in den Sternen. „Konkrete
Beratungsszenarien sind schwer vorstellbar. Guten Tag mein
Name ist Müller und ich biete Ihnen nun dieses Produkt an,
da ich hier die höchsten Provisionen bekomme, wird wohl
kaum ein möglicher Einstieg in ein Verkaufsgespräch sein“,
meint Oehme. Hier werden die Verbände wohl noch einiges an
Zuarbeit leisten müssen.

Dabei ist die Intention der EU klar: Das Ziel der neuen Regeln
besteht darin, dass ein Vermittler Interessenkonflikte zum
Nachteil des Kunden vermeiden muss. Dazu gehört, dass
Vermittler ihre Kunden jedenfalls vorab informieren, ob sie
unabhängig oder eingeschränkt agieren und wie sie vergütet
werden. „Es könnte sich der Trend zu Nettopolicen
durchsetzen, wie er EU-weit vielfach gelegt wird“, ist sich
Oehme sicher. Dies würde allerdings eine massive
Veränderung des Versicherungsmarktes in Deutschland
bedeuten.