St. Gallen, 17.11.2014. „Der Staat muss gewillt sein, mehr Anreize zum Sparen
zu schaffen“, erklärt PR-Experte Michael Oehme. „Angesichts der niedrigen Zinsen
sollten die Sparer mit guten Angeboten belohnt, nicht bestraft werden.“ Oehmes
Hoffnungen scheinen sich zu erfüllen: Demnach wollen die Sparkassen in
Deutschland keine Strafzinsen auf Spareinlagen einführen: Laut Präsident des
Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Georg Fahrenschon, wird es
bei den Sparkassen keine Negativzinsen auf Sparguthaben geben. Dies bestätigte
Fahrenschon der „Wirtschaftswoche“ in einem Interview. Jüngst hatte die
Thüringer Skatbank Strafzinsen für sehr hohe Guthaben im Millionenbereich
eingeführt und damit gehörig für Aufsehen gesorgt. In diesem Zusammenhang
hatte der Chefanlagestratege der Deutschen Bank, Asoka Wöhrmann, erklärt,
negative Zinsen dürften bald keine Seltenheit mehr sein.
Die Deutsche Skatbank war Anfang November ins Kritikfeuer geraten, weil sie für
Beträge auf Tagesgeldkonten von mehr als 500 000 Euro einen Minuszins von 0,25
Prozent verlangen. Dieser wird nach eigenen Angaben fällig, wenn die
Gesamteinlagen des Kunden, unabhängig von der Anlageform, drei Millionen Euro
überschreiten. Grundlage der Entscheidung war eine Einigung mit der Zinspolitik
der Europäischen Zentralbank. „Aus Angst vor der schwachen Konjunktur und
gefährlich niedriger Inflation hatte die Europäische Zentralbank den Leitzins auf
das Rekordtief von 0,05 Prozent gesenkt. Außerdem verlangt die EZB einen
Strafzins von 0,2 Prozent von Banken, die Geld bei ihr lagern“, erklärt Michael
Oehme. Verbraucherschützer hatten bereits erklärt, sie rechneten nicht damit,
dass Millionen Sparern Negativzinsen für ihre Guthaben bei Banken und
Sparkassen drohen. Oehme weiß, warum: „Hinsichtlich der aktuellen
Branchensituation können sich Banken aktuell keinen Vertrauensverlustes leisten.
So einfach ist das seit der Finanzkrise nicht mehr.“
Viele Sparformen werfen wegen des Dauertiefs an Zinsen derzeit nur niedrige
Zinsen ab, die noch unterhalb der Inflation liegen. In der Realität verlieren Sparer
also Geld. Oehme rät Sparern daher, ihre Investments genau zu überdenken und
im Vorfeld zu planen. „Der Negativzins sollte ein Warnzeichen für die Zukunft
sein: Die Privatanleger müssen schließlich nicht für die Rettungspolitik der EZB
büßen.“