Kann ein Ferrari peinlich sein? Ja, dem jungen Rennfahrer Marco Werner ging das so, als er noch in der hessischen Provinz lebte und einen Ferrari fuhr. ?Vor 20 Jahren habe ich mir einen Ferrari F355 gekauft, zu dem ich ein zwiespältiges Verhältnis hatte: Einerseits bot er unheimlich viel Fahrspaß, andererseits gab es oft einen Menschenauflauf, wenn das Auto geparkt war“, erinnert sich Werner, der 2005 bis 2007 dreimal das 24-Stunden-Rennen von Le Mans gewann, im Gespräch mit der Zeitschrift auto motor und sport. ?Ich lebte damals in der hessischen Provinz. Das war mir so peinlich, dass ich oft an meinem Ferrari vorbeiging, so als würde er mir nicht gehören, und mit dem Einsteigen gewartet habe, bis die Leute weg waren.“
Sein stärkstes Auto war allerdings nicht der Ferrari, sondern ein Audi. ?Das war der Audi R10 TDI mit V12-Motor, der 1300 Newtonmeter Drehmoment und im ersten Jahr, 2006, noch keine Traktionskontrolle hatte.“ Mit diesem Auto gewann Marco Werner 2006 und 2007 in Le Mans. ?Dieser Diesel war wirklich furchterregend, mit Fahrleistungen, die auf Formel- 1-Niveau lagen, wenn nicht sogar darüber.“
Das Formel-1-Gefühl scheint Werner, der heute als Werksfahrer für Audi arbeitet, noch einmal spüren zu wollen. Derzeit repariert er einen echten Formel-1-Rennwagen von 1988, den Tyrrell 017 des britischen Formel-1-Rennfahrers Julian Bailey. Auf den stieß Werner zufällig im Internet, als er einen Motor für einen Formel Ford suchte. ?Plötzlich fand ich einen tollen Formel-1-Tyrrell im Internet und später sogar den Originalmotor, einen 3,5-Liter-V8 mit 574 PS. In zwei Jahren ist dieser Tyrrell für historische Rennen zugelassen.“ Dann will er selbst am Steuer sitzen. ?Als Ex-Profi bin ich immer noch mit Herz und Seele ein Racer.“
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