Ein Kommentar von Sven Gösmann:
Es sind Sätze wie Hammerschläge am Denkmal Karl-Theodor zu
Guttenbergs: „Täuschungen durchziehen die Arbeit als werkprägendes
Bearbeitungsmuster.“ Und: „Nach alledem steht für die Kommission ein
vorsätzliches wissenschaftliches Fehlverhalten von Herrn Frhr. zu
Guttenberg außer Frage.“ Die Kommission zur Aufklärung der
Plagiatsaffäre um den früheren Verteidigungsminister hat ihr Urteil
gefällt: schuldig! Das bedeutet den Entzug des Doktortitels. Zu
Guttenberg selbst beschreibt sich weiter als überforderten
Familienvater, der den Überblick verloren hatte. Das wäre allein eine
menschlich-wissenschaftliche Tragödie. Aber leider gibt es auch eine
politische. Denn zu Guttenberg verkörperte bis zur
Selbstgerechtigkeit einen neuen Politikertypus: aufrecht, gradlinig,
unabhängig. All das war er in seinem wissenschaftlichen Leben nicht.
Das nährt den Verdacht, dass er auch politisch ein Blender war. In
beiden Fällen hatte Guttenberg Komplizen. Wissenschaftlich: die Uni
Bayreuth, die im peinlichen Teil des Kommissionsberichts keine Schuld
bei Guttenbergs Doktorvater oder der Hochschule sieht und dennoch ein
verräterisches Dutzend Empfehlungen gibt, wie es in Zukunft anders
laufen sollte. Politisch all jene, die nicht sahen, dass dieser
Kaiser, pardon: Freiherr keine Kleider trug. Der Kater nach dem
Rausch ist mörderisch.
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