Dass die ägyptische Revolution mit dem Sturz
von Machthaber Hosni Mubarak nur den ersten Schritt auf dem Weg in
eine demokratische Zukunft getan hat, hat man vor 14 Monaten bereits
ahnen können. Seither hat die Entwicklung am Nil schon einigen Anlass
zur Sorge gegeben. Erst schockten die Ägypter den Westen, indem sie
die Islamisten mit einer satten Mehrheit ins Parlament wählten, und
zwar nicht nur die als vergleichsweise moderat geltenden
Muslimbrüder, sondern auch die radikalen Salafisten. Dann ließ der
regierende Militärrat ausländische Stiftungen vor Gericht zerren und
die israelische Botschaft von einem Mob verwüsten. Nicht immer ist
klar, wer da im ägyptischen Machtkampf die Strippen zieht. Das gilt
auch für die ziemlich dubiose Entscheidung der Wahlkommission,
ausgerechnet die drei populärsten Kandidaten für das Präsidentenamt
aus dem Rennen zu werfen. Klar ist nur, dass ein Platzen der Wahl das
Land in neue, blutige Unruhen zu stürzen droht. Das könnte angesichts
der ohnehin schon sehr schwierigen wirtschaftlichen Lage den
Todesstoß für den Demokratieprozess bedeuten. Schon sehnen sich viele
Ägypter nach einer autoritären Führungsfigur. Ein neuer Mubarak – das
wäre jedoch das Schlimmste.
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