Rheinische Post: Assad skrupellos Kommentar Von Godehard Uhlemann

Syriens Präsident Baschar al-Assad ist
skrupellos. Sein Gewissen scheint endlos dehnbar. Wie sonst könnte er
von Kriegsschiffen aus auf seine eigene Bevölkerung schießen lassen?
Wie sonst könnte er mit Panzern gegen Menschen vorgehen, die für
persönliche Rechte und mehr freiheitliche Lebensperspektiven der
Jugend demonstrieren? Assad klebt an der Macht. Er wird sie kaum
freiwillig abgeben. Die Folge ist sein blutiger Kampf um Machterhalt.
Assad hat bei seinem Feldzug gegen die Bürger längst eine
moralisch-rechtliche Grenze überschritten. Er weiß, die Syrer werden
ihn für sein schändliches Tun eines Tages zur Rechenschaft ziehen
wollen, wie das die Ägypter mit ihrem ehemaligen Machthaber Mubarak
gerade tun. Was bleibt Assad? Er kann seinen brutalen Kurs
fortsetzen, bis sich die Opposition der Straße auf Teile der Armee
ausdehnt. Das würde seine Machtbasis erschüttern. Auch die
Stammesführer, die für Syriens inneren Zusammenhalt wichtig sind,
werden sich gegen den Machthaber wenden, wenn sie erkennen, dass das
Land international und vor allem weitgehend bei seinen arabischen
Brüdern isoliert ist. Dann steht die Palastrevolte vor der Tür. Assad
kann die Geldkoffer packen und sich noch in den Iran absetzen.

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