Lange wurde gerätselt, ob es sich bei Tayyip
Erdogan um den Führer einer Partei handelt, die so ähnlich ist wie
die CSU, oder um einen verkappten Islamisten, der aus der Türkei
einen Gottesstaat machen will. Diese Frage kann man auch jetzt nicht
eindeutig beantworten. Klar ist aber, dass der türkische Premier auf
demokratische Regeln pfeift, wenn es seinem Machtinteresse dient. Hat
früher das Militär den schmutzigen Job erledigt, wenn Demonstranten
zu aufsässig waren, ist jetzt die Polizei an der Reihe. Mit unnötiger
Härte verprellt sie im Auftrag Erdogans die liberale Jugend der
Türkei. Den Argwohn, der Premier wolle das noch immer eher
laizistische Land islamisieren und die eigene Position unangreifbar
machen, hat er kräftig befördert. Eine solche Türkei ist kein
Kandidat für die EU. Nach den herben Rückschlägen in Ungarn oder
Rumänien sollten die Verantwortlichen in Brüssel genau hinschauen,
mit wem sie verhandeln. Die mutigen Jugendlichen haben es nicht
verdient, von diesem autoritären Herrscher regiert zu werden.
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