Silvio Berlusconi ist seinem Ruf als
politischer Überlebenskünstler einmal mehr gerecht geworden. Um
Haaresbreite vermeidet er den Sturz seiner Regierung. Aber, und das
weiß er wohl selbst am besten, ohne eigene Mehrheit kann er
eigentlich nicht mehr weiterregieren. Er wird es dennoch versuchen,
wie schon so oft. Schließlich galubt er sich vom Schicksal
auserwählt. Dieses unerschütterliche Vertrauen in die eigene Person
hat ihn Affären, Skandale und Angriffe in einem Ausmaß überstehen
lassen, das normalerweise ausreichen würde, Politikerkarrieren im
rauen Dutzend zu vernichten. Berlusconi hat immer sehr viel
versprochen und nur sehr wenig gehalten, und dennoch haben ihm bis
zuletzt viele Italiener die Stange gehalten. Sei es aus persönlicher
Bewunderung für den begnadeten politischen Entertainer, sei es, weil
sie schließlich von seinen Vorgängern, all den Craxis und Andreottis,
auch keinen besseren Stil gewohnt waren. Nicht alles, was Berlusconi
getan hat, war so lächerlich, wie man es hierzulande gerne darstellt.
Aber seine Zeit ist um. Italien geht schweren Zeiten entgegen, könnte
schon bald in den Strudel der Euro-Krise geraten, ist dringend
reformbedürftig. Berlusconi ist dafür gewiss nicht die richtige
Besetzung.
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