Ein Kommentar von Matthias Beermann:
Glaubt man dem Urteil der französischen Justiz, so gibt es für den
Absturz der Concorde, der vor zehn Jahren 113 Todesopfer forderte,
zwar möglicherweise Verantwortliche, aber am Ende nur einen
Schuldigen. Ein Mechaniker der amerikanischen Fluggesellschaft
Continental Airlines wurde zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, weil
er bei der Befestigung einer Metall-Lamelle geschlampt hatte, die die
Katastrophe ausgelöst haben soll. Auch sein Arbeitgeber muss eine
Strafe bezahlen. Das war“s. Im übrigen schloss sich das Pariser
Gericht gestern der bequemen These an, dass das Unglück nicht
vorhersehbar und damit auch nicht zu verhindern war. Dabei finden
sich im Kleingedruckten der Urteilsbegründung durchaus Indizien
dafür, dass die Richter auch fahrlässiges Verhalten zahlreicher
Verantwortungsträger im Vorfeld der Katastrophe erkannt haben, etwa
beim Concorde-Hersteller Aérospatiale. Aber es war offenbar
einfacher, einen kleinen Techniker zu verurteilen, als all jene, die
bei Aérospatiale, der Flugaufsichtsbehörde und möglicherweise auch
bei Air France den Hinweisen auf Sicherheitsmängel bei der Concorde
nie ernsthaft nachgegangen sind. Bedauerlich, dass das Urteil gestern
ebenso halbherzig ausgefallen ist wie ihr Handeln.
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