Es kann sein, dass Mahmoud Ahmadinedschad
blufft. Es kann sein, dass sich der iranische Präsident verhält wie
ein Pokerspieler mit schwachem Blatt, wenn er vollmundig einen
Durchbruch beim Atomprogramm seines Landes ankündigt. Es kann aber
auch sein, dass seinen Worten dramatische Taten folgen. Aktionen, die
Reaktionen auslösen und den Nahen Osten noch ein Stück näher an den
Abgrund eines gefährlichen Krieges treiben. Es liegt in der Natur
geheimer Programme, dass Außenstehende im Nebel stochern. Nach
bisheriger Analyse glauben die Amerikaner, Teheran könnte frühestens
2015 eine Atombombe bauen. Bis dahin, kalkuliert das Weiße Haus,
sollen harte Sanktionen die Forschungen behindern, soll
wirtschaftlicher Druck die Ajatollahs zum Einlenken zwingen. Die
israelische Regierung rechnet neuerdings mit deutlich kürzeren
Fristen, weshalb das Szenario eines Militärschlags noch in diesem
Sommer die Runde macht. Einerseits hätte ein Angriff verheerende
Folgen, andererseits ist ein atomar bewaffneter Iran nicht
akzeptabel. Das ist die Zwickmühle, in der Barack Obama laviert. Der
Spagat ist nicht einfach. Ein Abenteurer wie Ahmadinedschad lässt ihn
mit unverantwortlicher Rhetorik noch schwieriger werden.
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