Rheinische Post: Deutsche-Bank-Berater warnt vor ungeordneter Griechenland-Pleite und fordert europäische Bad Bank

Der frühere Chefvolkswirt der Deutschen Bank,
Thomas Mayer, hat vor einem Euro-Aus und einer dramatischen
Zuspitzung der Lage in Griechenland gewarnt. „Die Wieder-Einführung
der Drachme würde den Bankrott des Staates, der Banken und vieler
Unternehmen bedeuten. Das würde zu einer politischen und sozialen
Krise führen“, sagte Mayer der in Düsseldorf erscheinenden
„Rheinischen Post“ (Freitagausgabe). Sollte Griechenland seine
Reform-und Sparauflagen nach der Wahl am Sonntag aufkündigen, werde
der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Zahlungen an
Griechenland voraussichtlich einstellen. Auch die EU-Staaten sollten
in diesem Fall ihre Budgethilfen an den griechischen Staat stoppen,
einen ungeordneten Staatsbankrott jedoch verhindern. „Um einen
ungeordneten Bankrott des Staates und der Banken und damit den
Kollaps der Wirtschaft zu vermeiden, sollte die EU weiterhin das Geld
für den Schuldendienst bereitstellen und die Rekapitalisierung der
Banken vollenden“, riet Mayer, der dem Deutsche-Bank-Vorstand seit
Anfang Juni als Berater zur Seite steht. „Dazu müssten die
griechischen Banken in eine europäische Bad Bank überführt werden,
damit sicher ist, dass das Geld für die Rekapitalisierung auch bei
den Banken ankommt“, sagte Mayer. Spekulationen über ein Ausscheiden
Griechenlands aus der Euro-Gruppe im Falle des Zahlungsstopps des IWF
und der EU erteilte Mayer eine Absage. „Griechenland wird nicht aus
der Euro-Zone austreten. Das will dort kaum jemand. Die Euro-Staaten
können das Land auch nicht ausschließen“, sagte der Top-Ökonom. „Also
wird es wohl formal in der Euro-Zone bleiben, auch wenn der Staat
wahrscheinlich zahlungsunfähig wird“, sagte Mayer. Eindringlich riet
Mayer der griechischen Regierung zur Einführung einer Parallelwährung
im Falle der Zahlungsunfähigkeit. „Neben dem Euro könnte dann eine
Parallelwährung entstehen, die der Staat ausgibt, um seine Rechnungen
zu begleichen“, sagte Mayer. Die Parallelwährung wäre für
Griechenland auch ökonomisch die bessere Lösung im Vergleich zum
kompletten Euro-Ausstieg. „Eine Parallelwährung, verbunden mit
Unterstützung für den Schuldendienst und die Banken, wäre mit
geringeren volkswirtschaftlichen Kosten verbunden“, betonte Mayer.

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