Rheinische Post: Deutsche Industrie warnt vor Wechselkursmanipulationen / BDI-Chef Grillo: „Der Euro steht nicht gefährlich hoch“

Die deutsche Industrie hat vor politisch
motivierten Wechselkursmanipulationen gewarnt. „Entscheidend ist,
dass die Währung ohne Intervention der Politik am Markt bewertet
wird“, sagte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen
Industrie (BDI), Ulrich Grillo, der in Düsseldorf erscheinenden
„Rheinischen Post“ (Donnerstagausgabe). „Das Anwerfen der Notenpresse
und der unbegrenzte Ankauf von Schuldverschreibungen können
Fehlentwicklungen allenfalls kurzfristig beruhigen“, sagte Grillo.
„Aber das führt nicht zu einer langfristigen Gesundung der Ökonomie“,
so der BDI-Präsident. In der Debatte über einen drohenden
Abwertungswettlauf der führenden Industrienationen warnte Grillo aber
auch vor Übertreibungen. „Wir sollten die derzeitige Debatte nicht
dramatisieren“, sagte der Industriepräsident. Stärke und Schwäche des
Euro seien relativ. „Ich glaube nicht, dass der Euro gefährlich hoch
steht“, sagte Grillo. Der Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung
werde an der Börse und nicht politisch festgelegt. Da gebe es
naturgemäß Schwankungen. Umso wichtiger sei der einheitliche
Währungsraum für Deutschland. „Ein hoher Kurs ist Ausdruck der Stärke
Europas, so wie uns die Märkte bewerten. Wir sind in Europa auf einem
guten Weg“, sagte der BDI-Chef. Die Wechselkursdebatte ist eines der
wichtigsten Themen des G20-Treffens der Finanzminister der 20
führenden Industrie- und Schwellenländer am Wochenende in Moskau. Vor
allem Japan steht im Fokus: Die japanische Notenbank hatte die Märkte
seit November mit Geld überschwemmt und so den Wert des japanischen
Yen gegenüber dem Euro und dem US-Dollar stark gedrückt. Frankreich
hatte daraufhin zu Wochenbeginn erklärt, die Politik in anderen
Weltregionen solle in abgestimmter Weise alle geldpolitischen
Instrumente nutzen können, um für mehr Wechselkursstabilität zu
sorgen. Frankreichs angeschlagene Wirtschaft leidet stark unter dem
Anstieg des Euro-Kurses. Um die Wechselkursdebatte im Keim zu
ersticken, hatten die führenden sieben Industriemächte am Dienstag
eine gemeinsame Erklärung abgegeben. Wechselkurse sollten am Markt
frei gebildet werden, hieß es darin.

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