Rheinische Post: Die Doktor-Debatte Kommentar Von Frank Vollmer

Es ist gut, dass der „Fall Schavan“ jetzt eine
Debatte in Gang bringt, wie mit Zweifeln an Doktorarbeiten umzugehen
ist. Bisher nämlich unterscheidet sich das Vorgehen von Bundesland zu
Bundesland und von Universität zu Universität erheblich: Ein
Gutachter oder zwei? Muss zumindest einer von einer anderen
Hochschule kommen? Wird der mutmaßliche Plagiator vor dem Urteil
angehört? Diese Beliebigkeit leistet dem Verdacht Vorschub, es werde
mit zweierlei Maß gemessen, es gebe womöglich gar einen Bonus für
Politiker, in deren Abhängigkeit die Unis stehen. Einheitlichkeit tut
not. Befremdlich ist es allerdings, dass und wie die Debatte nun
ausgerechnet aus Düsseldorf angestoßen wird. Rektor Hans Michael
Piper hat sich kaum entschuldigt, dass das scharfe Gutachten aus
seinem Hause über die Arbeit der Ministerin bekannt wurde, da packt
er die Keule aus und bezichtigt namhafte Kollegen politischer, also
wissenschaftlich unhaltbarer Schützenhilfe für Schavan. Sich selbst,
aber auch seiner schwer unter Druck stehenden Hochschule hat er damit
einen Bärendienst erwiesen. Weil auch in der Wissenschaft gilt: Wer
im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Es wäre besser
gewesen, das Verfahren neu zu starten. Ohne so viel Lärm.

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