Es ist keine Frage, Recep Tayyip Erdogan hat
sehr viel getan für sein Land, die Türkei. Doch nun brennt es dort
gleich an mehreren Stellen. Die Proteste gegen seinen autoritären
Führungsstil flammen wieder auf, der gerade erst beruhigte
Kurdenkonflikt droht sich erneut zuzuspitzen, und nun beginnt auch
noch die seit Jahren mit Boom-Zahlen glänzende türkische Wirtschaft
zu schwächeln. Doch der Premier scheint unfähig, angemessen und
entschlossen zu reagieren. Erdogan zeigt sich weiter intolerant
gegenüber Andersdenkenden, er sieht sie offenbar als Feinde, die er
besiegen muss, und nicht als Gegner, die man überzeugen kann. Wo er
als großzügiger Versöhner auftreten müsste, wirkt er als
rachsüchtiger Polarisierer. Anlass, seinen Kurs zu ändern, sieht er
nicht, versprechen die Umfragen seiner AKP-Partei doch weiterhin eine
Mehrheit. Erdogan versteht Demokratie offenbar als Herrschaft der
Mehrheit über die Minderheiten. Die haben gefälligst zu kuschen. Doch
dieses Konzept trägt nicht für eine moderne, pluralistische
Gesellschaft, als die sich die Türkei dem Westen so gerne
präsentiert.
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