Rheinische Post: Ernährungsmangel in einem reichen Land = Von Gregor Mayntz

Wer „Mangelernährung“ hört, denkt an Armut in
Dritte-Welt-Ländern, an Hungerkatastrophen und Spendenaktionen. Aber
nicht an Oma Müller und Opa Schmitz aus der Nachbarschaft. Wie kann
das sein in einem Land, in dem abends hinter den Supermärkten die
Abfall-Container voll sind von frischen Lebensmitteln, in dem sich
Tafeln und Suppenküchen auch um die kümmern, denen es finanziell
nicht so gut geht? Davon handeln die beklemmenden Seiten des jüngsten
nationalen Ernährungsberichtes tatsächlich nicht. Sondern von denen,
die ohne Hilfe von Angehörigen oder Pflegeprofis nicht mehr durchs
Leben kommen. Wie soll man umgehen mit einem, der darauf beharrt:
„Ich habe aber keinen Hunger!“, oder den das Schlucken ständig
schmerzt? Es ist gut, dass die Studie die Folgen aufzeigt: Wir haben
Mangelernährung ausgerechnet bei den Schwächsten unserer
Gesellschaft. Und wir müssen uns darum kümmern. Dazu gehört, dass
pflegende Angehörige von Ernährungsspezialisten lernen, wie sie ihre
Lieben zum Essen animieren können. Und dazu gehört auch, dass bei
dringendem Bedarf die wichtige Spezialnahrung nicht deshalb außen vor
bleibt, weil der Patient sie sich nicht leisten kann.

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